Tierversuche 2022
An der Universität Bern wurden 2022 insgesamt 65'628 Tiere in Versuchen eingesetzt. 50% der Tiere waren dabei keiner Belastung ausgesetzt, 32% einer leichten, 13% einer mittleren und 5% einer schweren Belastung.
Als Tierversuch gilt in der Schweiz jede Handlung mit einem lebenden Tier, die dem Wissensgewinn dient. Diese allgemeine Definition von Tierversuchen schliesst Haltungsversuche zur Verbesserung des Tierwohls bei Nutztieren (z.B. Hühner) genauso mit ein wie die Erforschung von Wildtieren (z.B. Kohlmeisen). Hinzu kommen die Tierversuche (z.B. mit Mäusen), die im Bereich der naturwissenschaftlichen und medizinischen Grundlagenforschung durchgeführt werden.
Vier Fünftel der Tiere werden keiner oder nur einer leichten Belastung ausgesetzt
Wichtig zur Beurteilung von Tierversuchen ist deshalb der Schweregrad des Tierversuchs. Es werden 4 Schweregrade (0-3) unterschieden:
Schweregrad 0 (SG 0): keine Belastung
Erfährt ein Tier in einem Versuch keine Schmerzen, Leiden, Schäden oder Ängste, wird es dem Schweregrad 0 zugeteilt. Im Jahr 2022 waren dies an der UniBE 32'539 Tiere, das sind 50% der eingesetzten Tiere.
Ein Beispiel hierzu sind Verhaltensbeobachtungen an Mäusen, deren Haltungsbedingungen verändert wurden, beispielsweise indem man die Käfige mit zusätzlichen Elementen - etwa zur artgerechten Beschäftigung und mit Rückzugsmöglichkeiten – angereichert hat. Ein anderes Beispiel sind Blutentnahmen.
Schweregrad 1 (SG 1): leichte Belastung
Unter Schweregrad 1 fallen Forschungsarbeiten, bei denen die Tiere kurzfristige leichte Schmerzen oder Schäden erfahren oder die ihr Allgemeinbefinden leicht beeinträchtigen. Im Jahr 2022 waren dies an der UniBE 21'295 Tiere, das sind 32% der eingesetzten Tiere.
Wird einem Tier beispielsweise eine Substanz injiziert oder wird es durch eine Anästhesie betäubt, wird dies mit Schweregrad 1 bewertet.
Schweregrad 2 (SG 2): mittlere Belastung
Sind die Belastungen in einem Experiment mittelschwer und dauern nur kurz oder sind diese leicht und dauern aber länger, werden die Tiere in Schweregrad 2 eingeteilt. Im Jahr 2022 waren dies an der UniBE 8'604 Tiere, das sind 13% der eingesetzten Tiere.
Zu Schweregrad 2 zählen etwa wiederholte Blutentnahmen und Injektionen oder chirurgische Eingriffe unter Betäubung, die trotz Schmerzbehandlung im Nachgang zur Operation Schmerzen, Leiden oder Störungen des Allgemeinbefindens hervorrufen können.
Weitere Beispiele für Schweregrad 2 sind Versuche mit Parasiten an lebenden Tieren, die chirurgische Öffnung der Bauchhöhle unter Narkose, Vasektomie und Kastration oder eine zu fettreiche Ernährung von Mäusen und Ratten, die wie beim Menschen zu Stoffwechselkrankheiten führt.
Schweregrad 3 (SG 3): schwere Belastung
Sind die Tiere schweren Schmerzen, andauerndem Leiden, schwerer Angst oder schwerer Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens ausgesetzt oder sind die Belastungen mittleren Grades und dauern mittel- bis langfristig, fallen sie unter Schweregrad 3. Im Jahr 2022 waren dies an der UniBE 3'190 Tiere, das sind 5 % der eingesetzten Tiere.
Bei diesen Experimenten werden vor allem Mäuse, Ratten und Fische eingesetzt. Erforscht werden schwere, komplexe Erkrankungen wie neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Krebs oder Infektionskrankheiten. An der UniBE und am Inselspital werden an Ratten und Mäusen Versuche mit Schweregrad 3 durchgeführt in der Erforschung von Lungenentzündungen, welche durch resistente Krankenhauskeime hervorgerufen werden, Blutvergiftung, schmerzhafte Entzündungen der Gelenke oder Schwellungen des Gehirns nach Hirnschlag, oder auch Prostatakrebs, welcher bereits Ableger in der Lunge gebildet hat.